Was bedeutet Übersäuerung?
'Acidus' bedeutet im Lateinischen 'sauer'. Eine Azidose (anderer Fachbegriff: Azidämie) ist eine krankhafte Anhäufung von Säuren im Blut. Als metabolische Azidose bezeichnet man in der Medizin eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes und des Körpers. Sie wird durch vermehrt im Körperstoffwechsel anfallende Säuren, durch deren verminderte Ausscheidung und/oder durch einen Bikarbonat-Verlust verursacht. Unter normalen Bedingungen stellt der Körper den Blut-pH-Wert durch verschiedene Puffersysteme und Kompensations-Mechanismen in sehr engen Grenzen zwischen 7,37 und 7,45 (also leicht basisch) ein. Hier haben die meisten Gewebe, Zellen und Enzyme ihr Funktionsoptimum.
Säure-Basen-Balance
Bei Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts im Blut, spricht man je nach dem pH-Wert von einer Alkalose (Basenüberschuss: pH > 7,44) oder von einer Azidose (Säureüberschuss, Übersäuerung: pH < 7,36). Überlebt wurde unter intensivmedizinischen Bedingungen gerade noch ein Blut-pH-Wert von 6,8. Todesgefahr besteht jedoch bereits bei einem pH von 7,1. Die Messung kann durch die Blutgasanalyse (BGA) im venösen, arteriellen oder kapillären Blut erfolgen. In bestimmten Geweben und Organregionen sind aber andere pH-Werte normal.
Normale pH-Bereiche in verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten
Muskeln | pH um 6,8 | Bindegewebe | pH: 7,08 - 7,29 |
Speichel | pH um 6,4 | Augenkammerwasser | pH: 7,31 - 7,41 |
Gallensaft | pH um 7,0 | Bauchspeicheldrüsensekret | pH: 7,5 - 8,8 |
Magensaft | pH: 1,2 - 3,0 | Urin (abhängig von der Ernährung) | pH: 5,0 - 8,0 |
Sperma | pH um 7,6 | Muttermilch | pH um 7,0 |
Schweiß | pH: 5,8 - 6,8 | Gelenkflüssigkeit | pH: 7,3 - 7,6 |
Quelle: Wissenschaftliche Tabellen Geigy, 1977; CIBA-GEIGY-AG Basel
Blut-pH bei chronischer Azidose
Der normale Blut-pH-Wert von durchschnittlich 7,4 liegt also im leicht basischen Bereich; der vieler anderer Körperflüssigkeiten auch. Bei dem chemisch neutralen pH-Wert von 7,0 handelt es sich im Blut wegen der Verschiebung von dem normalen Blut-pH-Wert in Richtung 'sauer' bereits um eine lebensbedrohende Übersäuerung. Bei einer chronischen Azidose ist der Blut-pH-Wert meist noch normal, weil der Körper über eigene Puffersubstanzen die Säuren im Blut zunächst ausgleichen kann. Dabei spielt das Bikarbonat eine entscheidende Rolle. Der Bikarbonat-Wert sollte im Blutserum nicht unter 22 mmol/l fallen, sonst spricht man bereits von einer latenten Azidose.
Stoffwechsel und pH-Wert
Das richtige Wirken und Zusammenspiel der Zellen ist u. a. stark abhängig von der richtigen Balance im Säure-Basen-Haushalt. Der Körper muss deshalb durch vielfältige Regulations- und Puffermechanismen dieses Gleichgewicht immer gewährleisten.
Azidose - Vorsicht geboten
Eine chronische metabolische Azidose kann zu Folgeerkrankungen führen, wie dauerhaften Schmerzen in Weichteilen und Gelenken (Rheuma, Gicht), Erkrankungen des Herzens oder Entkalkung des Knochens (Osteoporose).