Die richtige medizinische Betreuung ist das A und O für eine erfolgreiche Behandlung - nicht nur bei Menschen mit Erkrankungen der Muskeln. Auf den Seiten der "Deutschen Muskelschwund-Hilfe e.V." finden Sie bundesweit Kontakte zu Fachkliniken und Muskelzentren ...
Bei der Muskelarbeit entsteht Milchsäure (Laktat). Im Blut führt das zur Laktatübersäuerung (Laktatazidose). Diesen Milchsäureüberschuss baut der Körper nach der Muskelarbeit unter zusätzlichem Sauerstoffbedarf ab. Daher rührt das Keuchen nach Anstrengungen. Eine wesentliche Begrenzung der Muskelleistung liegt in der Höhe der Laktatübersäuerung, die der Körper eingehen kann. Diese verbraucht zur Pufferung Bikarbonat. Ist nun durch eine vorher bestehende Übersäuerung bereits zu wenig Bikarbonat im Organismus vorhanden, toleriert dieser nur einen geringen Milchsäureüberschuss. Er kann nachher auch wesentlich weniger Laktat abbauen. Die Möglichkeit der Muskeln zur Energiegewinnung aus der Glykolyse sinkt, die Erholungsphase dauert trotzdem länger. Im Sport und auch bei normaler Muskelarbeit führt die chronische Übersäuerung zu Leistungsmangel und/oder Leistungsabfall.
Muskelschwund bei Nierenschwäche
Muskelschwund (Sarkopenie) ist ein prominentes Kennzeichen für Patienten mit Nierenschwäche und dem sogenannten katabolen Protein-Energy-Wasting-Syndrom (PEW). PEW ist durch eine Abnahme von Körperproteinen und Energiereserven gekennzeichnet. Dabei werden Muskel- und Körperfettmasse sowie der Proteinpool sukzessiv immer geringer und die Patienten dadurch immer dünner und infektanfälliger. PEW ist ein häufig unterschätzter Zustand bei chronischer Nierenschwäche mit chronischer Azidose, ist besonders häufig bei Dialyse-Patienten (37,0 % bei Männern und 29,3 % bei Frauen) und insgesamt ein unabhängiger Faktor für ein erhöhtes Sterberisiko. Muskelschwund führt zur physischen Inaktivität und hat gerade bei alten Patienten eine schlechte Prognose.
Muskelkraft beeinflusst die Prognose bei Nierenkranken
Eine verminderte Muskelkraft der unteren Extremitäten ist mit einem hohen Sterberisiko bei Dialyse-Patienten assoziiert. Die Stärke eines Händedrucks korreliert dabei stärker mit physischer Inaktivität und dem Sterberisiko als die vorhandene Muskelmasse an sich. Physische Aktivität hat daher bei chronischer Nierenschwäche einen hohen Benefit. Kraft-Training soll dabei den katabolen Wirkungen einer niedrigen Proteinzufuhr und systemischen Entzündungen entgegen wirken. Eine Mischung aus Kraft- und Ausdauer-Training hatte vor allem bei Dialyse-Patienten einen besseren Effekt als Ausdauer-Training allein.
Eine Nierenschwäche ist mit einem höheren kardiovaskulären Risisko verbunden. Wiederum können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z. B. ein hoher Blutdruck, die Nieren schädigen und in der Folge eine chronisch metabolische Azidose verursachen - ein Teufelskreislauf mit gravierenden Folgen.
Eine aktuelle klinische Studie konnte zeigen, dass bei Diabetes mellitus Typ 2 und chronischer Übersäuerung orales Natriumbikarbonat die Insulinresistenz verbessern kann. D.h. Diabetiker können eventuell ihre Medikamenten-Dosis reduzieren oder die Medikamente sogar ganz absetzen, wenn die chronische Azidose ausgeglichen wird.